Lieferengpass bei der HIV-PrEP
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Seit November 2023 häufen sich die Berichte, dass in vielen Apotheken das Rezept für die HIV-PrEP nicht eingelöst werden kann, weil das Medikament nicht mehr lieferbar ist und auch im Großhandel nicht mehr bestellt werden kann. Der Lieferengpass zieht sich dabei quer durch alle Hersteller bzw. den in Deutschland zugelassenen HIV-PrEP-Generika.
Die Situation hat sich dabei im Laufe des Dezember 2023 und Januar 2024 nochmal deutlich verschärft. Dies betrifft dabei sowohl die örtliche Apotheken um die Ecke aber auch mittlerweile die Online-Apotheken im Internet. Eine kurzfristige Lösung für dieses Problem wird es lt. aktuellen Stand nicht geben und ob die mittelfristige Behebung des Lieferengpasses auf breiter Basis tatsächlich auch so erfolgt erscheint momentan eher unwahrscheinlich.
Hier ein Bericht der Deutschen Aidshilfe zum Lieferengpass und hier die aktuelle Pressemitteilung bei unseren Kollegen von IWWIT. Die dagnä hat zusammen mit weiteren Akteuren ebenfalls eine Pressemitteilung (16. Januar 2024) veröffentlicht.
Update vom 1. Februar 2024: Der Lieferengpass bei der HIV-PrEP wurde heute mit Beschlussdatum vom 25. Januar 2024 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Damit dürfen die Behörden der Länder jetzt abweichend vom Arzneimittelgesetz tätig werden und z.B. Importe aus dem Ausland zulassen. Ebenso gab es heute wieder einen Runden Tisch in Berlin. Dort erklärte ein Sprecher des BfArM, dass ab sofort weitere Kontingente der Pharmafirmen Ratiopharm und Heumann erwartet werden, was zu einer ersten spürbaren Entlastung der momentanen Situation führen könnte. Details dazu gibt es in dieser Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe sowie in diesem Artikel der Apotheke Adhoc.
Nachtrag 7. Februar 2024: Erste User-Berichte in unserer Facebook-Gruppe deuten darauf hin, dass einzelne Großhändler jetzt wieder an Apotheken liefern können, wenn auch noch nicht in dem Umfang, dass jeder Prepster bedient werden kann. Außerdem gibt es weiterhin noch teils starke lokale Unterschiede, was den Lieferengpass betrifft.
Nachtrag 16. April 2024: März und April 2024 normalisierte sich der Lieferengpass zunehmend. So wurde der Lieferengpass am 16. April durch das Bundesgesundheitsministerium offiziell für beendet erklärt. Am 6. Mai erfolgte die amtliche Bekanntmachung im Bundesanzeiger.
Der Lieferengpass ist beendet. Zur Nachverfolgung der Geschehnisse bleiben die alten Einträge weiter unten erhalten, auch wenn sie nicht mehr aktuell sind bzw. keine Relevanz mehr haben.
Hier der aktuelle Status zu den PrEP-Generika in Deutschland (letzte Abfrage über die Datenbank des BfArM erfolgte am 31.01.2024). Zum Aufklappen einfach den Hersteller anklicken/anstupsen.
Die Hersteller geben ihre Daten bei einem Lieferengpass leider nicht immer zeitnah in die obige Datenbank ein, einige Hersteller tun dies sogar gar nicht. Der Apotheker Steffen Reinholz aus Berlin hat uns daher noch die folgenden Angaben zukommen lassen, die teils telefonisch, teils per eMail von den jeweiligen Herstellern abgefragt wurden (Stand 25.01.2024):
- Heumann Pharma: Ab Ende Februar für die 30er + 90er Packungsgröße
- Puren Pharma: ohne Termin
- Aluid Pharma: Mitte März
- Beta Pharm: ab Mai
- Hormosan: ab Ende Mai
- Viatris: ab Mitte Mai (lt. eMail) / ohne Termin (lt. Telefon)
- TAD Pharma: 90er Packungsgröße Ende Februar / andere Größen ab Anfang März
- Amarox (Hetero Pharma): Evtl. Ende Januar (Stand der Meldung Anfang Januar)
- Zentiva: 30er Packungsgröße ab Ende Juli / 90er Packungsgröße ohne Termin
- Ratiopharm: Hält am gesetzten Termin fest (90er Packungsgröße ab Mitte Februar, 30er Packungsgröße Ende Februar)
- Larus Pharma: Keine Angaben von deren Seite
Was tun, wenn ich kein Medikament mehr bekommen kann und alle schon genannten Optionen ausgeschöpft sind?
- Spreche mit Deiner Apotheke über die Option, dass das Originalmedikament "Truvada" bestellt wird. Im Falle bei Lieferengpässen kann u.U. auf das teurere Original ausgewichen werden. Die Krankenkasse muss die Mehrkosten in diesem Falle dann bezahlen. Hier sollte ggf. mit einer Apotheke im DAHKA-Verbund (Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken) die Bestellung abgewickelt werden, vom Prinzip her geht das aber bei jeder Apotheke.
Hinweis: Seit dem 24. Januar ist eine zusätzliche Charge des Originalmedikaments "Truvada" in Deutschland erhältlich, das aber nicht über das normale Bestellsystem, sondern nur über die Dispo-Abteilung beim jeweiligen Großhandel bestellbar ist (DAHKA-Verbund ist diesbezüglich informiert). Siehe dazu auch unsere News (Link) im WhatsApp-Kanal! - Eine weitere Möglichkeit wäre es, bei einer Apotheke im Ausland das Medikament zu bestellen. So gibt es in den Niederlanden Apotheken (Beispiellink zum Shop), die nach Vorlage des Rezeptes (z.B. eingescannt per eMail schicken) das Medikament legal nach Deutschland liefern dürfen. Hier bleibt man aber erst mal auf den Kosten sitzen (eine Monatspackung kostet rund 70 Euro), ggf. kann man sich als Kassenpatient das Geld im Nachgang von der Krankenkasse erstatten lassen. Als Überbrückung des Lieferengpasses in Kombination mit der On-Demand-Einnahmethode wäre dies aber für einige Prepster eine mögliche Option.
- Wenn Du in einer grenznahen Umgebung wohnst, kannst Du auch bei den Apotheken in unseren Nachbarländern Dein Rezept vorlegen und fragen, ob ein PrEP-Generikum vorrätig ist oder bestellt werden kann. Aber auch hier gilt, dass Du den Geldbetrag erst mal selbst auslegen musst.
- Eine andere Möglichkeit könnte im Freundeskreis greifen, indem man sich untereinander aushilft. Streng genommen handelt es sich hier wohl um eine Grauzone, da es sich bei der PrEP ja um verschreibungspflichtige Medikamente handelt. Und spätestens dann, wenn der Freundeskreis über Facebook ausgeweitet wird und man sich in Foren oder Gruppen untereinander helfen möchte, könnte es zu Problemen kommen (so dürfen wir in der Facebook-Gruppe von PrEP.Jetzt keine Plattform anbieten, wo sich Prepster untereinander aushelfen könnten).
- Wenn alle Stricke reißen könnte für einige vielleicht auch der Gedanke "Back To The Roots" wieder eine Option werden. So gibt es noch die Möglichkeit, bei "Dynamix International" die PrEP zu bestellen (wir erinnern uns, da haben die Prepster der ersten Stunde ab 2015 früher immer bestellt, als die PrEP in Deutschland noch nicht kostengünstig als Kassenleistung verfügbar war).
Mittlerweile geht die Bestellung bei diesem Anbieter zwar relativ problemlos, da der Versand bei der Bestelloptionen "EU/Germany" innerhalb der EU (genauer gesagt Spanien) erfolgt und auch die Bezahlung kein Hexenwerk mehr ist im Gegensatz zu früher. ABER: Die über Dynamix angebotenen PrEP-Medikamente haben keine Zulassung in Deutschland (wirksam sind diese PrEP-Medikamente natürlich trotzdem). Wir können an dieser Stelle daher keine weitere Infos dazu geben, wo und wie man dort bestellt.